Parodontologie

Was ist das? +

Zahnseide unter dem Rasterelektronenmikroskop. Zahnseide wird verwendet, um Speisereste und Plaque aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen. Wird dieser Belag nicht regelmäßig entfernt, kann sich das Zahnfleisch entzünden und eine Parodontitis entstehen.

Gesunder Mund, gesunder Mensch, langes Leben

Wissenschaftliche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Allgemeinmedizin darstellen, sind zahlreich. Wer an der chronischen Entzündung leidet, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Besonders eng verknüpft ist die Parodontitis mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes. Bei Schwangeren besteht ein Zusammenhang zwischen Erkrankungen des Zahnbetts und dem Risiko einer Frühgeburt. 

In jüngster Zeit mehren sich die Zeichen, dass Erreger, die im Zusammenhang mit Zahnerkrankungen auftreten, auch schwere Atemwegserkrankungen, wie z.B. COPDi* verursachen können. Eine britische Studie aus dem Jahr 2020 belegt zudem, dass Menschen mit geschwollenem oder blutendem Zahnfleisch ein um bis zu 70% höheres Risiko haben, an einer COVID-19 Infektion zu versterben. Dabei lässt sich die Krankheit sehr gut behandeln und mit entsprechender Konsequenz zum Stillstand bringen. 

*Chronic Obstructive Pulmonary Disease ist eine chronische Lungenentzündung

Wie entsteht Parodontitis und wie verläuft sie?

Vom Zahnbelag zum Zahnverlust

Auslöser der Parodontitis sind Bakterien, die sich im Zahnbelag (= Plaque oder Biofilm) festsetzen, zäh an den Zähnen haften und giftige Substanzen ausscheiden. Wird der weiche Belag nicht gründlich entfernt, verfestigt er sich durch die Einlagerung von Mineralien aus dem Speichel zu Zahnstein. Dieser Prozess kann schon nach wenigen Tagen einsetzen. Die Zahnbürste hat dann keine Chance mehr, der Zahnarzt muss den Zahnstein entfernen, sonst setzen sich auf der rauen Oberfläche weitere Bakterien fest. 

Der Körper reagiert auf diesen vermehrten und bakteriell veränderten Biofilm mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Die Entzündung wird durch das körpereigene Immunsystem bekämpft – eine eigentlich positiv wirkende Abwehrreaktion. Bei einer Parodontitis schüttet der Körper jedoch Stoffe aus, die nicht nur die Bakterien angreifen, sondern auch körpereigenes Gewebe zerstören. Die Entzündung greift auf den Zahnhalteapparat über und wandert in den Kieferknochen. Zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch entstehen tiefe Zahnfleischtaschen. Mit der Zeit lockern sich die Zähne und fallen im fortgeschrittenen Stadium ganz aus. 

Welche Faktoren begünstigen eine Parodontitis?

Bakterielle und genetische Risiken

Die erbliche Veranlagung kann die Wahrscheinlichkeit, an Parodontitis zu erkranken, signifikant erhöhen. Die Gene bestimmen, wie stark das Immunsystem auf parodontale Bakterien reagiert und beeinflusst damit maßgeblich den Krankheitsverlauf. Als weitere Risikofaktoren gelten Rauchen, Diabetes mellitus, Stress und eine mangelhafte Mundhygiene. Während der Schwangerschaft führt die Umstellung der Hormone zu einer Auflockerung des Gewebes und zu idealen Angriffsflächen für Bakterien. Weiterhin kann die Einnahme von Medikamenten eine Parodontitis begünstigen. Im Alter können eingeschränkte Mobilität und Mundhygiene weitere Risikofaktoren sein.

Diese Anzeichen weisen auf eine Parodontitis hin.

Beobachten Sie Ihr Zahnfleisch
  • Häufiges Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder beim Kauen

  • Gerötetes oder geschwollenes Zahnfleisch

  • Dauerhafter Mundgeruch, unangenehmer Geschmack im Mund

  • Das Zahnfleisch zieht sich zurück

  • Empfindliche Zahnhälse 

  • Eiteraustritt aus den Zahnfleischtaschen

  • Lockere Zähne

Wie behandeln wir im PraxisZentrum Büdingen eine Parodontitis?

Unser 5-Phasen-Therapieplan

Phase 1 – anti-infektiöse Phase
Am Anfang der Behandlung steht eine umfassende Anamnese. Die Grunduntersuchung berücksichtigt alle Faktoren, die einen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit oder der Therapie haben: die individuelle Krankengeschichte, eventuelle Vorerkrankungen, familiäre Veranlagungen, Ernährung, Stressfaktoren, Lebensgewohnheiten, wie z.B. Rauchen, und die tägliche Mundhygiene. Die erste Behandlungsphase (anti-infektiöse Phase) zielt darauf, optimale Hygieneverhältnisse im Mundbereich herzustellen. Bei einer professionellen Zahnreinigung werden Zahnstein und Zahnbeläge entfernt und die Zahnoberflächen geglättet. Der Grundstein ist hiermit gelegt und verbunden mit konsequenter Mundhygiene kann so im Anfangsstadium der Erkrankung bereits eine Verbesserung erreicht werden (siehe auch Prävention).

Phase 2 – nicht-chirurgischen Behandlungsphase
In einer zweiten, nicht-chirurgischen Behandlungsphase reinigen wir die Zahntaschen und die erreichbaren Teile der Zahnwurzel. Ziel ist die Beseitigung der schädlichen Bakterien aus den Zahnfleischtaschen und die Herstellung einer sauberen, glatten Wurzeloberfläche. Zahnstein und Plaque werden – möglichst bei einer Sitzung - mit feinen Spezialinstrumenten schmerzarm, unter Schonung der Zahnsubstanz und des Weichgewebes entfern. Um eine erneute Besiedelung der behandelten Areale zu verhindern, können antimikrobiell wirkende Maßnahmen, wie z.B. Antibiotika, die Therapie ergänzen.

Phase 3 – Reevaluation
In der darauffolgenden dritten Behandlungsphase beurteilen wir bei einer Kontrolluntersuchung, ob weitere Behandlungsschritte nötig sind, um die Krankheit zu stoppen.

Phase 4 – chirurgische Behandlung
Wenn die Entzündung trotz der vorangegangenen Behandlung weiter fortbesteht, kann ein chirurgischer Eingriff angezeigt sein (siehe auch chirurgische Behandlung der Parodontitis).

Phase 5 – unterstützende Phase
Nach abgeschlossener Behandlung ist Ausdauer nötig, denn die Parodontitis ist eine chronische Erkrankung. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um eventuelle Neuinfektionen rechtzeitig zu erkennen (siehe Prävention). Je nach individueller Situation empfehlen wir 2-4 Termine im Jahr, um ein Wiederauftreten der Krankheit zu verhindern. Vor allem aber müssen Sie selbst am Ball bleiben. Nur bei konsequenter Mundhygiene lässt sich das Behandlungsergebnis dauerhaft stabilisieren.